
300 Menschen in Schildgen, 350 in Olpe - und alle wurden mitgerissen von Carl Orffs "Carmina Burana“. Hinter uns liegt ein ebenso anstrengendes wie erfolgreiches Wochenende, an dem wir gleich zweimal Orffs Vertonung mittelalterlicher Texte aus dem Kloster Benediktbeuern präsentiert haben. 30 Jahre nach der ersten Aufführung der Carmina Burana durch uns in Olpe war es Zeit für eine Neuauflage. Diesmal gemeinsam mit dem Cäcilienchor Herz Jesu Schildgen - und wie im Jahr 1995 in der Fassung von Wilhelm Killmayer mit zwei Flügeln und Schlagwerk.
Die zwölf Chorstücke des Werkes, die vom monumentalen Eröffnungschor „O Fortuna“ über Frühlingsreigen und Minnegesängen bis hin zu Spott- und Trinkliedern reichen, hat Dr. Manfred Albus, Chorleiter beider Klangkörper, seit Anfang des Jahres in vielen Proben mit uns erarbeitet. Die intensive Auseinandersetzung mit den oft temporeichen und rhythmisch anspruchsvollen Passagen zahlte sich nun am Wochenende aus: Die Zuhörenden erwartete nicht nur ein monumentales Werk, sondern auch eine Aufführung auf hohem musikalischem Niveau.
Neben der beachtlichen Leistung beider Chöre sorgten die international erfahrenen Profi-Solisten für Begeisterung. Sopranistin Anna Pehlken sorgte mit hinreißender Stimme und ausdrucksvollem Vortrag für Gänsehaut. Spätestens bei „In trutina“, dem Lied einer Frau, die sich im Widerstreit von Verlangen und Scham für das „süße Joch“ der Hingabe entscheidet, hatte sie das Publikum in ihren Bann geschlagen.
Bariton Michael Terada überzeugte als „Abt des Schlaraffenlandes“ in „Ego sum abbas“ mit kräftigem Opernbass, um wenig später als gebrochener Liebender in „Dies, nox et omnia“ mit feinfühligem Falsett und seidenweichen Glissandi zu berühren.
Amüsiertes Raunen ging durch die Reihen, als Tenor Xavier Alonso das Stück „Olim lacus colueram“, Klagelied eines gebratenen Schwans, nicht nur in glasklarer Höhe, sondern noch dazu mit tragikomischem Minenspiel vortrug.
Beeindruckende Einfühlsamkeit stellten auch Ursula Wawroschek und Rainer Schrapers unter Beweis, die an den beiden Flügeln perfekt zusammenarbeiteten. Ihr virtuoses Spiel schlug scheinbar mühelos den dynamischen Spagat zwischen den kraftvollen Kadenzen des Eröffnungschors „O Fortuna“ und den leichtfüßig tänzelnden Rhythmen des „Tanzes“. Zusammen mit dem souveränen Schlagwerk-Ensemble aus Max Stracke, Steven Meinhardt,Leon Günther, Stephan Krecklow und Nico Marx demonstrierten sie eindrücklich, dass Wilhelm Killmayers Bearbeitung der Carmina Burana für zwei Klaviere und Schlagwerk einen ganz eigenen musikalischen Reiz besitzt.
So würdigte dann auch das Publikum in beiden Städten die großartige Gemeinschaftsleistung der Beteiligten mit lang anhaltendem stehenden Applaus.

