Westfälische Rundschau vom Mittwoch, 1. April 2009

Westfälische Rundschau vom Mittwoch, 1. April 2009

 

Kammerchor, SFG-Vokalkurs, Siegener Ensemble, Dieter Moers und Dietmar Schneider: „Johannespassion“ begeisterte

 

"Hohngelächter und „Herzensgrund“

 

Olpe. (jul) Ergreifend und musikalisch begeisternd: so könnte man die vermeintlichen Gegensätze beschreiben, um den großartigen Saisonabschluss der Abis-Zet-Reihe, nämlich Johann-Sebastian Bachs „Johannespassion", BWV 245, zu charakterisieren. Aufgeführt wurde sie in der St. Martinus-Kirche.

 

Mitwirkende waren neben den Solisten der Kammerchor Olpe mit Schülerinnen und Schü-lern aus dem Vokalkurs des St.   Franziskus-Gymnasiums, das En-semble Camerata Instru-mentale Siegen und Dieter Moers an der Orgel; die Gesamtleitung  hatte   Dietmar Schneider.  

Eine dramaturgische Schlüsselrolle in der zweiteiligen Passionsvertonung kam dem Chor zu, der bereits zum Auftakt des Geschehens die Kirche mit lobpreisendem, dennoch traurig anmutenden „Herr, unser Herrscher" vollvolumig ausfüllte. Kurz und prägnant waren seine Einwürfe im ersten Teil; wie aufgepeitscht stießen sie bei der Gefangen-nahme „Jesum von Nazareth" hervor, ergeben erklang der Choral: „Dein Will gescheh".

Nach einer schönen, mit der Oboe begleiteten Altarie von Marion Thienel, faszinierte Gabriele Dartschs glasklarer und dennoch warmgetönter, koloraturenreicher Sopran mit der Arie eines Jüngers Jesu: „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten".

Mit ausdrucksvollem, dunkel-wohltönendem Bass hatte Sebastian Klein die Rolle Jesu inne, während Achim Rück (Bass) den Part von Petrus und Pilatus übernahm. Als Evangelist  mit freiem Sprechgesang und ariosen Rezitativen war Johannes Klüser tragendes Element des Geschehens. Er hatte somit die schwierigste Aufgabe zu bewältigen, die ihm mit nicht  ermüdendem, hohen und  ausdrucksstarken Tenor hervorragend gelang. Noch mehr begeistert hätte er jedoch ohne seine bisweilen opemhaft über-steigerten Gesten.

Hohn und Spott schleuderte der Turba-Chor Jesu zu Beginn des zweiten Teiles mit „Sei gegrüßt, lieber Judenkönig!" entgegen; die wachsende Erregung der Menge wurde noch durch hektische Sechzehntel-Figuren der Flöte aufgehetzt, bis sie mit  scharf rhythmisierten Dissonanzen und voll schneidendem Hass   „Kreuzige, kreuzige" schrie. Regelrechte Labsal für Ohr und Seele war nach soviel gesungenem  Sarkasmus und Hohngelächter der Instrumente der bekannte Choral „In meines Herzens Grunde". 

Doch nun nahte Jesu Tod und mit ihm die tief berührende Szene unter dem Kreuz, die zu Herzen gehende Alt-Arie "Es ist vollbracht". Energische Streichersequenzen neben hauchzarten Passagen begleiteten bei der Grablegung Klüsers ton-malerisches Arioso „Mein Herz". 

Umrahmt von Flöte und Oboe erhob sich dann der Sopran von Gabriele Dartsch engelgleich in himmlische Höhen beim zartlyrischen „Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren". Nach einem friedvollen Satz beendete der Chor schließlich voller Kraft und Hoffnung die Passion: „Herr Jesu Christ, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich!" 

Gebannt verharrende Stille; dann brauste Applaus los, der die Kirchenwände erbeben ließ.

Foto: jul

Ein großartiges musikalisches Erlebnis war die „Johannespassion“ in der Olper Martinuskirche.

 
Kammerchor Olpe 0