Rundblick (Bergneustadt & Drolshagen) von Donnerstag, 31. Januar 2013

Eine Rarität in der St.-Clemens Pfarrkirche Drolshagen

Kammerchor Olpe unter der Leitung von Dietmar Schneider brachte Georg Gebel zu Gehör

Der Kammerchor Olpe mit Instrumentalensemble, dem Vokalkurs des St. Franziskus Gymnasiums Olpe sowie renommierten Solisten unter der Gesamtleitung von Dietmar Schneider gastierte in der Pfarrkirche Drolshagen

Der Komponist Georg Gebel

(1709-1753) genoss zu seiner Zeit

einen legendären Ruf. Viele sei-

ner Werke wurden als ,,Meister-

stücke" betitelt. Leider sind die

umfangreichen Früchte seines

Schaffens schon zu Lebzeiten in

weiten Teilen verloren gegangen.

Die, die jedoch erhalten sind, wur-

den spätestens zu seinem 300.

Geburtstag vor drei Jahren ent-

staubt und auf einzelnen Bühnen

im Land zu Gehör gebracht. Dar-

unter zwei 0ratorien, zu Weih-

nachten und zu Neujahr die nun

zum Ende des Weihnachtsfestkrei-

ses am Sonntag zum Fest der

"Taufe des Herrn" in der St.-Cle-

mens Pfarrkirche zur Aufführung

kamen. Auf Einladung des Kultur-

vereins Drolshagen gastierte der

Kammerchor 0lpe unter Beglei-

tung eines Instrumentalensembles

mit besagten kirchenmusikali-

schen Stücken. Mitwirkende wa-

ren außerdem der Vokalkurs des

St. Franziskus Gymnasiums Olpe

sowie die renommierten Solisten

Gabriele Dartsch (Sopran), Dag-

mar Linde (Alt), Wolfgang Klose

(Tenor) und Achim Rück (Bass). Die Gesamtleitung oblag Dietmar

Schneider.

Georg Gebel, geboren unweit von

Breslau und ein Zeitgenosse

Bachs, galt als Wunderkind. Er

komponierte bereits mit sechs

Jahren. Nach Stationen in Bres-

lau und Dresden wirkte er ab 1746

als Konzertmeister am fürstlichen

Hof im thüringischen Rudolstadt,

wo er, gerade einmal 44 Jahre alt,

starb. Über 100 Sinfonien, Kir-chenkantaten, Passionsmusiken,

0pern und Konzerte für Cembalo,

im Übrigen sein favorisiertes In-

strument, gehören zu seinem um-

fangreichen Werk. Dabei sind sei-

ne 0ratorien eine echte Alterna-

tive zum bekannten Weihnachts-

oratorium seines Zeitgenossen

Johann Sebastian Bach.

Als Komponist, der heute wieder

entdeckt wird, passt Gebel auch

großartig auf den Spielplan des

Kammerchors, der es sich unter

anderem zum Ziel gesetzt hat,

Werke; die vom öffentlichen Mu-

sikleben vergessen sind oder zu

selten aufgeführt werden, dem hie-

sigen Publikum zugänglich zu ma-

chen. So war die Pfarrkirche mit

Musikinteressierten aus Drolsha-

gen und den umliegenden Ge-

meinden auch sehr gut besucht.

"Jauchzet, ihr Himmel! Erfreue

dich, Erde!", so der Jubelruf am

Anfang des Weihnachtsoratori-

ums. Während dieses Werk in jün-

gerer Vergangenheit vereinzelt zu

hören ist, erlebte die "Musikali-

sche Andacht auf den Heiligen

Neujahrs-Abend" eine Premiere.

,,Erzählet, ihr Himmel, die göttli-

chen Werke! Verkündige, Feste,

des Schöpfers Gewalt!". Begei-

stert fiel die Resonanz des Publi- 

kums auf diese "neue" Musik aus

dem 18. Jahrhundert aus: Facet-

tenreich, mit viel Temperament,

Eleganz und Klangfülle, mit dra-

matischen Chören und feinsinni-

gen Arien - wunderbar eingängig

und in Teilen beinahe operesk,

Nun, Gebel war ein Freund der

Italienischen 0per. In Drolshagen

fand er Liebhaber seiner Musik.

(bmb)

 
Kammerchor Olpe 0